CBD, der kleine Bruder des THC oder doch ein ganz und gar anderer Wirkstoff? Schon vor den aktuellen Bestrebungen der Legalisierung von Cannabis erfreuten sich CBD-haltige Produkte in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Doch was ist CBD eigentlich genau, wie wirkt es und muss man sich Sorgen um seinen Führerschein machen? Antworten auf diese Fragen bekommst du in diesem Blogbeitrag.
CBD, besser gesagt Cannabidiol ist eines von über 100 verschiedenen Cannabinoiden der Cannabispflanze und wird wie THC vor allem aus den weiblichen Blüten gewonnen. Es wirkt vor allem entzündungshemmend,
schmerzlindernd und beruhigend, weshalb es auch im medizinischen Bereich immer häufiger Anwendung findet.
Die Reinsubstanz in Form von Kristallen oder Pulver ist wie bestimmte Cannabidiol-haltige Medikamente in Deutschland seit Oktober 2016 verschreibungspflichtig. Frei auf dem Markt erhältlich sind jedoch Cannabidiol-Lösungen, wie Öle und Tinkturen, die als Nahrungsergänzungsmittel beworben werden und üblicherweise 2 bis 25 % Cannabidiol und weniger als 0,2 % THC enthalten. Da die Studienlage bezüglich der Wirksamkeit von CBD jedoch noch sehr dünn ist, werden die Kosten für CBD-haltige Medikamente häufig nicht von den Krankenkassen übernommen. Aber was sind jetzt die großen Unterschiede im Vergleich zum allseits bekannten THC?
Als erster muss man natürlich festhalten, dass CBD genau wie THC seine Wirkung unter anderem im zentralen Nervensystem an Cannabinoidrezeptoren entfaltet. Der Begriff der Psychoaktivität wird bei CBD meistens als Schlagwort verwendet, um es maßgeblich vom THC zu unterscheiden. Jedoch muss man sagen,
dass jede Substanz, die in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und dessen Wirkung unter anderem als angstlösend, beruhigend und antipsychotisch beschrieben wird, laut Definition als psychoaktiv oder psychotrop eingestuft werden muss. Der große und wichtige Unterschied zum THC ist aber, dass CBD nach bisherigen Erkenntnissen weder über ein Suchtpotential noch über psychotrope Effekte in Form einer Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsveränderung verfügt. Das liegt daran, dass CDB auf die „high“ machenden CB1-Rezeptoren hemmend und auf die nicht psychotropen CB2-Rezeptoren nur schwach aktivierend wirkt. Demnach kann CBD die Wirkung von THC in der Theorie sogar dämpfen. Für mehr Informationen zu den drei wichtigsten Cannabinoiden empfehle ich dir dieses Video anzuschauen: THC Werte erklärt
Aufgrund der neuroprotektiven Eigenschaften der CB2-Rezeptoren könnte CBD aber vor allem bei neurologischen und neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Epilepsie, Angststörungen oder Abhängigkeitserkrankungen zukünftig eine wichtige Rolle spielen.
Dieser Einschätzung folgend hat der europäische Gerichtshof am 19. November 2020 beschlossen Cannabidiol nicht als Betäubungsmittel einzustufen. Ebenso hat das WHO Expert Committee on Drug Dependance CBD im November 2017 als sicher und harmlos bewertet und durch einen Forschungsbericht im Juni 2018 die positiven Effekte auf das Nervensystem, die gute Verträglichkeit sowie in der Regel das Ausbleiben von negativen Begleiterscheinungen oder Nebenwirkungen betont. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA sieht Cannabidiol genauso als harmlos, nicht euphorisierend oder leistungssteigernd an und hat bisher darauf verzichtet CBD auf die Liste verbotener Substanzen zu setzen. Am Ende des Tages stellt sich jedoch immer die Gretchen-Frage. Wie sieht es jetzt mit der Fahrtauglichkeit im Straßenverkehr aus?
Um es kurz zu machen, CBD wird aufgrund fehlender psychotroper Effekte nicht als „berauschendes Mittel“ nach § 24a StVG eingestuft und wird auch nicht unter den in Anlage 4 der Fahreignungsverordnung genannten psychoaktiven Substanzen subsumiert, die die Fahreignung in Zweifel ziehen. Demnach riskiert man durch die Einnahme von Cannabidiol weder eine Ordnungswidrigkeit noch den Entzug der Fahrerlaubnis. Trotzdem gibt es, wie bei jeder Substanz, die auf das Nervensystem wirkt, ein paar Dinge zu beachten.
Wie bei anderen legalen und verschreibungsbefreiten Substanzen, zum Beispiel Antiallergika, Psychopharmaka, Mittel gegen Hustenreiz oder bestimmte Schlaf- und Beruhigungsmittel, kann es auch durch die Einnahme von CBD zu Beeinträchtigungen der Fahrtauglichkeit kommen. Die Verbraucherzentrale warnt in diesem Zuge vor Müdigkeit, Benommenheit, Schlafstörungen und innerer Unruhe. Diese Effekte können bei Menschen, die in den Wochen zuvor regelmäßig Cannabis konsumierten, stärker ausfallen, im Vergleich zu unerfahreneren Konsumenten. Es war jedoch auch schon vor CBD so, dass jemand, der aufgrund einer Selbstmedikation oder der Einnahme von bestimmten Substanzen während der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg verunfallt, damit rechnen muss, seinen gesetzlichen Unfallversicherungsschutz zu verlieren. Denn wenn die Wirkung eines Medikaments oder einer anderen Substanz die wesentliche Ursache für den Unfall ist, erlischt in aller Regel dieser Versicherungsschutz.
Im Falle eines Verkehrsunfalls wird die Einnahme solcher Medikamente oder Substanzen in den meisten Fällen jedoch gar nicht festgestellt bzw. auffällig, da wenn überhaupt lediglich auf Alkohol und die üblichen Drogen getestet wird. Und eben hier kann es ungewollt zu Verwechslungen, falsch positiven oder sogar richtig positiven Ergebnissen durch zuvor konsumierte CBD Präparate kommen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt nämlich an, dass der aktuelle Richtwert von 150 µg/kg THC bei CBD-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln bei 94 % aller im November 2018 untersuchten Proben überschritten wurde, wobei der Durchschnitt bei 1230 mg/kg lag, den Richtwert also um mehr als das 10.000-fache überstieg.
Schlussendlich sei aber gesagt, dass man mit qualitativ hochwertigen CBD-Produkten im Straßenverkehr in der Regel nicht mehr oder weniger riskiert, als mit Johanniskraut oder Nelkenöl. Wer aber jahrelang Cannabis missbräuchlich konsumiert hat, sollte nicht unbedingt die Nähe zum THC in CBD-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln suchen. Genauso kommt das tägliche alkoholfreie Feierabendbier während einer MPU nicht besonders gut an, wenn man sich in der Zukunft für einen Alkoholverzicht entschieden hat. Wir hoffen, du hast was gelernt und du konntest ein paar nützliche Informationen mitnehmen.
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